2018

Im Schuljahr 2017/2018 lasen die 18 Jugendlichen der JuLiD 82 Titel, die 2017 in Deutschland erschienen sind. Insgesamt wurden 132 Bewertungen dazu von den Jugendlichen abgegeben und zu etlichen Büchern Rezensionen geschrieben. Dabei durften alle Jurymitglieder selbst bestimmen, was sie lesen und bewerten. JuLiD unterstützte gestaltet regelmäßig das Medienangebot der Schul- und Stadtteilbücherei Dreieich Weibelfeldschule mit. Im Frühjahr gab es außerdem eine interne Befragung unter JuLiD, wie in Zukunft weitergemacht wird. Mitbestimmung wird bei JuLiD auch künftig groß geschrieben!

Die Siegertitel 2018

Die JuLiD-Mitglieder entschieden sich für 5 Favoriten und eine beste Reihe. Unter diesen Titeln wurde keine Rangfolge vergeben, weil so tolle, aber unterschiedliche Bücher nicht miteinander konkurrieren sollen. Entscheidend waren für uns das Cover, das Thema, die Umsetzung, Spannung, Sprache und die Charaktere.

JuLiD Gewinner 2018 Pressetext

Die Mitglieder organisieren die Bücher von den Verlagen weitestgehend eigenständig und gestalten die Treffen selbst.

Das sind unsere Siegerbücher 2018:

Neil Shusterman: Scythe ; 1 – Die Hüter des Todes
2017, Fischer Sauerländer
ISBN 978-3-7373-5506-3

Ab 14 Jahren

Der Roman beschreibt eine Zukunft, in der die Menschheit nicht mehr sterben kann. Das Tötungsprivileg hat nur eine kleine Gruppe von Leuten, genannt Scythe. Rowan und Citra, zwei Teenager, werden als Lehrlinge dieser Tätigkeit ausgewählt, obwohl sie das gar nicht wollen. Ich habe selten so eine interessante Sci-Fi Story gelesen. Die Handlung ist hochkomplex und trotzdem super ausgearbeitet. Dazu kommen interessante und glaubwürdige Charaktere… Es ist einfach lesenswert!

Christophe Léon: Väterland
2017,
mixtvision Medienges.mbH
ISBN
978-3-9585-4095-8

Ab 12 Jahren

Gabrielle wurde von einem seit 15 Jahren verheirateten schwulen Paar, Phil und George adoptiert, doch ein neues Gesetz in Frankreich macht diese Beziehung illegal. Homosexuelle Paare müssen von nun an rosa Rauten tragen, was sie zu Ausgestoßenen macht. Sie müssen in einem Ghetto leben, dürfen es ohne Erlaubnis nicht verlassen und werden von der Bevölkerung diskriminiert. Doch Phil und George riskieren alles um ein Geburtstagsgeschenk für Gabrielle zu kaufen. Sie bauen einen Autounfall und versuchen, ohne Aufsehen zu erregen und ohne zu wissen wem man trauen kann, zurück zu Gabrielle zu kommen. Das Buch ist nur sehr kurz, aber es passiert so viel auf diesen 116 Seiten und man denkt noch sehr lange darüber nach. Das Buch zeigt was passieren könnte, wenn nicht langsam alle aufwachen und nicht aufhören intolerant gegenüber Menschen mit einer „anderen“ sexuellen Orientierung zu sein. Ein Buch, das Jugendliche und auch Erwachsenen zum Nachdenken anregt.

Jesper Wung-Sung: Weg mit Knut
2017, Hanser
ISBN
978-3-4462-5495-4

Ab 12 Jahren

Der Markt wird geradezu überschwemmt mit Krebsbüchern, Jesper Wung-Sungs „Weg mit Knut“ hebt sich von dieser Masse durch eine grandiose Idee ab: Knut. Knut ist der Krebs, der William krank macht. Knut lebt unter Williams Bett. Aber Knut ist nicht, wie man sich Krebs vorstellt. Er ist ein akkurater Junge, mal dick, mal dünn, je nachdem wie schlecht oder gut es William gerade geht. Er verkörpert den Krebs, mit dem William täglich kämpft. Aber er ist nicht das Monster, manchmal ist er ein Albtraum, der einfach nur verschwinden soll, manchmal aber auch der beste Freund, der vermisst wird. Obwohl es eine Geschichte über Krankheit ist, steht die nicht wirklich im Vordergrund, sondern das Verhältnis von den „zwei“ Jungen, ihre Hass-Freundschaft und Williams Willen dem Leben zu begegnen, an ihm teilzuhaben, jeden Moment auszukosten und über sich hinauszuwachsen. Ein grandioser Jugendroman der tief, aber feinfühlig in die Gedanken eines krebskranken Jungen abtaucht, und Krebs-Knut zu einem Gegner macht, gegen den ein Kind kämpfen kann.

Giancarlo Macri und Carolina Zanotti, Ill. Von Clara Zanotti: Punkte
2017, Gabriel
ISBN 978-3-522-30471-9

Ab 4 Jahren

Ein hochaktuelles Bilderbuch, geeignet eher für Jugendliche und Erwachsene oder zum Erklären für Kinder, um sich anschaulich und künstlerisch mit dem Thema Flüchtlinge, Migration und Integration auseinanderzusetzen. Mit einer schockierenden Einfachheit zeigt „Punkte“ das Problem und eine kindlich naive, aber trotzdem ausdrucksstarke und auf den Punkt gebrachte Lösung.

Emma Marten: The Blinds ; 1 – Es ist ein Spiel. Also spiel!
2017, BoD
ISBN
9783744897464

Ab 12 Jahren

Vieles scheint schon mal dagewesen zu sein, aber nicht immer wird so was dann auch gut umgesetzt und zu etwas eigenem gemacht. Das aber schafft Emma Marten! Aus „nur mal kurz reinlesen“ wurde ein Sog, der mich über die Seiten fliegen ließ. Störte ich mich anfänglich an Beschreibungen über IHN oder was ER so dachte, wusste ich bald, dass eben auch dieses Geheimnis nach und nach entblättert werden würde und das macht den Sog der Geschichte aus. Unvorhergesehene Wendungen, gut ausgearbeitete Charaktere und eine Geschichte, die ich so noch nicht gelesen habe. Die Sprache scheint an manchen Stellen noch etwas holprig (Offensichtliches wird dann doch einmal zu oft noch mal gesagt), aber das Buch beeindruckt und hallt noch eine Weile nach. Man darf gespannt sein, was noch von der Autorin zu hören/lesen sein wird. Top!

Das ist unsere Lieblings-Buchreihe 2018:

Sarah J. Maas erschafft eine atemberaubende, neuartige und mit viel Konfliktpotenzial ausgestattete Fantasywelt. Ihr Schreibstil ist von Seite 1 fesselnd und lässt einen nicht mehr los. Alle Bände sind entsprechend dick, sodass teilweise Kapitel und Szenen entstehen, die wenig Spannung besitzen, aber trotzdem in dem Gesamtkunstwerk eine wichtige Rolle spielen. Vor allem die witzigen, tiefgründigen Charaktere um die Protagonistin Feyre tragen die Story und zwingen, immer weiterzulesen.

Der erste Teil beginnt rasant. Feyre wird uns als Überlebenskünstlerin dargestellt, die alleine für ihre in Armut geratene Familie gekämpft. Ihre Schwestern rühren keinen Finger und ihr Vater ist verkrüppelt und verlässt das Haus nicht mehr. Dadurch wird sofort Sympathie für die Protagonistin erzeugt. Feyre ist stark, mutig und stellt sich allem entgegen, um ihre Familie zu schützen, auch wenn diese nicht hinter ihr steht. Ihre Entwicklung ist im ersten Teil grandios dargestellt, die ich hier aus Spoiler-Gründen nicht vorweg nehmen möchte. Die anderen Charaktere, Tamlin und Lucian, haben mich begeistert, weil sie jeder ihre individuelle Persönlichkeit, Vergangenheit, Konflikte und schwere Schicksalsschläge besitzen. Sie waren einfach so überzeugend, dass man ihnen alles abgekauft hat. Das Ende hat mich umgehauen und war nur ein klein wenig vorhersehbar. Bis auf die Leidensgeschichte steht der zweite Teil dem ersten an Spannung, tollen Charakteren und einer starken, überzeugenden Protagonistin in nichts nach. Die Charaktere verlangen einfach, dass man ihre Geschichte bis zum Ende suchtet. Den dritten Teil, die Untertitel passen übrigens großartig zu den jeweiligen Teilen und werden in der Handlung ausgezeichnet in Szene gesetzt, habe ich verschlungen und konnte ihn selbst spät in der Nacht nicht aus der Hand legen. Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll, ohne zu viel zu spoilern. Es ist einfach wahnsinnig gut.