William Sutcliffe: Concentr8
978-3-499-21739-5
Rowohlt Rotfuchs, 2016
Concentr8 ist ein Medikament gegen ADHS, das an auffällige Kinder und Jugendliche verteilt wird. Als diese Verteilung jedoch eingestellt wird, brechen Chaos und Aufstände aus. Inmitten eines Aufstands entführen 5 Jugendliche (Blaze, Troy, Femi, Lee und Karen) einen Angestellten des Bürgermeisters von London und halten ihn dann sechs Tage in einer Lagerhalle fest.
Die aufklärerische Warnung vor der Diagnose ADHS wird von William Sutcliffe anschaulich dargestellt. Einführende Worte vor jedem Kapitel zeigen, welche Auswirken ADHS außerhalb des eigentlichen Plots hat und generieren dadurch Glaubwürdigkeit, da sie wirklich in dieser Art und Weise erschienen sind, wie man dem beigefügten Quellenverzeichnis entnehmen kann. Während dieser pädagogisch und ethisch wertvolle Anspruch zum Nachdenken angeregt, bleiben die Handlung und die Charaktere leider hinter dem zurück. Aufgrund der häufig wechselnden Perspektive konnte ich erst gegen Ende des Jugendromans eine Beziehung zu den Charakteren aufbauen, mich aber mit keinem von ihnen identifizieren, wenn auch durch spezifische Informationen über diese Mitgefühl erzeugt werden soll. Obwohl alle Charaktere Namen bekommen haben, blieben mir nur die der fünf Jugendlichen im Gedächtnis, da die anderen Kapitel nur mit dem Beruf oder der Funktion überschrieben sind. Dies schafft vor allem bei dem Bürgermeister, der Geisel und der Journalistin eine Atmosphäre von Anonymität, sodass jeder diese Charaktere hätte einnehmen können.
Der Schreibstil ist sehr umgangssprachlich, es existiert scheinbar kein richtiger Erzähler, sondern man bekommt die ungefilterten Gedanken der Sprecher serviert. Dadurch unterscheiden sich teilweise der Schreibstil und der Wortschatz. Persönlich gefallen mir die Kapitel der Journalistin am besten, da ich ihre Reaktionen am ehesten nachvollziehen konnte.
Pädagogisch betrachtet und vor dem Hintergrund, dass mit der Diagnose ADHS schon in unserer Gesellschaft ziemlich lasch umgegangen wird, finde ich den Roman sehr spannend. Der Plot und die Charaktere haben mich allerdings enttäuscht, zwar sollte Mitgefühl für die Jugendlichen generiert werden, aber durch die wechselnden Perspektiven und dem umgangssprachlichen Schreibstil fiel es mir sehr schwer, mich mit ihnen zu identifizieren.
Franzi, 21 Jahre