Wie einige vielleicht wissen, habe ich es tatsächlich geschafft über JuLiD ein Interview mit der Bestsellerautorin Ursula Poznanski auf der Leipziger Buchmesse zu ergattern. Da es mein erstes Interview war, war ich entsprechend aufgeregt, habe es aber trotzdem irgendwie geschafft, dass es doch noch ganz gut geworden ist.
Da es ziemlich viel abzutippen war und ich kaum Zeit hatte, hat es etwas gedauert, aber jetzt ist die Transkription des Interviews fertig.
Sie veröffentlichen sehr regelmäßig neue Bücher. Woher stammen Ihre Ideen zu den Geschichten?
Das ist ganz unterschiedlich. Es ist bei jedem Buch ein wenig anders. Manchmal sind es Artikel aus der Zeitung oder Internet, wo ich über irgendwas stolpere und dann denk, da steckt eine Geschichte drin. Also zum Beispiel bei Elanus war es jetzt, dass ich gelesen habe, dass Amazon anfangen will in Amerika in den dünn besiedelten Gebieten Päckchen per Drohne auszuliefern. Dabei ortet die Drohne den Empfänger über sein Handy. Und da habe ich mir gedacht, dass ist schon enorm, wenn das geht und dann kann man ja wahrscheinlich auch noch andere Dinge tun, als nur Päckchen ausliefern. Das war so die Basis von Elanus, also diese Drohnen Geschichte, wo dann eben ein junger Student alle möglichen Leute über eine Drohne ausspioniert. Wenn er die Handynummer der Leute hat, kann er die denen nachschicken. Das war dann so die Basis dafür.
Was fasziniert und begeistert Sie an Jugendliteratur bzw. wie so schreiben Sie Bücher für dieses Genres?
Ich glaube, man hat im Jugendbuch eine Menge Freiheiten und kann sich ein bisschen fantasievoller ausleben als im Erwachsenen-Buch. Also zumindest kommt mir das so vor. Man kann Themen aufgreifen, die man vieleicht im Erwachsenen-Buch ganz anders angehen müsste. Ich glaube, man kann noch ein bisschen spielerischer mit den Themen umgehen, als man das in Büchern für Erwachsene könnte oder sollte. Und dann ist es einfach auch spannend über jugendliche Protagonisten zu schreiben, weil die ja gerade in einer Phase stecken, wo sich alles noch sehr, sehr schnell verändert. Wo ein Jahr Altersunterschied noch wirklich einen großen Unterschied macht. Das ist ab 25 dann irgendwie nicht mehr so. Ob man 25, 26 oder 27 ist, spielt kaum noch eine große Rolle, aber ob man 13, 14, 15 oder 16 ist, spielt eine große Rolle. Darum ist das eine sehr, sehr spannende Phase, weil da alles so im Umbruch ist.
Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?
Ach, ich habe immer schon gerne geschrieben und war dann ja auch Journalistin, aber in erster Linie deshalb, weil ich mir gedacht habe, ich habe die Ausdauer nicht für was Langes, also für wirklich ein Buch – für 300 bis 400 Seiten oder noch mehr. Da hab ich mir lange Zeit gedacht, da fehlt mir so der lange Atem dafür und das kam dann erst so mit knapp 30, dass ich es noch mal versucht hab, und dann ging es dann plötzlich. Und dann hab ich mir auch wirklich gedacht: „So jetzt probierst du’s; jetzt schreibst du mal ein Buch und schaust was draus wird.“ Und das hat dann geklappt, erstaunlicherweise. Und davor hab ich halt herumstudiert und hab eben als Journalistin gearbeitet und das war auch schön, aber das Bücher schreiben ist schöner.
Wie sieht Ihr Autorenalltag aus?
Weniger spannend als man sich das vorstellt. Also wenn ich nicht unterwegs bin, auf Lesereise oder so auf Messen, wie jetzt, dann versuche ich vormittags so gegen neun, halb zehn, mit dem Schreiben anzufangen und dann möglichst mein Tagesplansoll von 1300 Worten zu schreiben. Manchmal schaffe ich es ein bisschen mehr zu schreiben, manchmal bleibe ich drunter, aber das ist so das Ziel, das ich mir stecke.
Wie lange schreiben Sie durchschnittlich an einem Buch?
Circa ein halbes Jahr.
Wie viele Wörter haben Ihre Bücher ungefähr?
Das bewegt sich so um die Hunderttausend. Also zwischen Neunzig- und Hundertfünftausend so in etwa. Das ist eine ganze Menge. Da kommt man dann so auf circa 400 Seiten.
Haben Sie Wege, wie Sie sich motivieren?
Ja, die brauch ich. Also ich motivier mich meistens vor allem durch die Deadline. Also wenn ich weiß, ich muss dann und dann abgeben, dann bin ich super motiviert. Speziell dann, wenn die Zeit nur noch sehr kurz ist und ich noch ziemlich viel zu schreiben habe, so wie es jetzt gerade ist. Aber abgesehen davon ist es natürlich auch die Geschichte selber, die mich motiviert, weil mir die ja auch Spaß macht. Also ich glaube, es wäre ein großer Fehler eine Geschichte zu schreiben, die mich nicht so wirklich begeistert, wo ich mir denke: „Ja, ja, die ist ganz okay, aber reißt mich jetzt selber nicht vom Hocker“ dann wäre ich nicht motiviert. Aber solange ich mir denke: „Das ist eine wirklich coole Geschichte und die will ich unbedingt aufs Papier bringen“ ist das alleine schon Motivation. Das ist zwar nicht jeden Tag da und es ist nicht so, dass ich dann jeden Tag aufspringe und sag: „Ja, hurra, ich geh jetzt schreiben“ aber es ist so eine Grundmotivation da und das gilt halt auch für die Tage, wo man gerade überhaupt keine Lust hat, und die gibt es natürlich. Also es gibt die Tage, wo ich mir denk: „Och, ich würde am liebsten wirklich gar nichts schreiben, heute. Da hab ich überhaupt keine Lust drauf“, aber dann mach ich es halt doch. Da hilft dann die Deadline, dass ich mir denke: „Nein, aber du kommst dann so in den Rückstau, wenn du jetzt nicht schreibst“, dass ich mich dann halt doch hinsetze, und wenn ich einmal angefangen habe, macht es dann meistens eh Spaß. Nur bis man sich einmal durchgerungen hat, sich hinzusetzen und die ersten paar Sätze zu tippen. Das ist häufig doch eine Überwindung und da muss man durch.
Sind Sie in Österreich genau so erfolgreich wie in Deutschland?
Ich glaube, ich bin tatsächlich in Deutschland ein bisschen erfolgreicher als in Österreich. Wobei ich jetzt nicht so genau sagen kann, woran es liegt, aber eine mögliche Erklärung ist, dass ich nicht sehr österreichisch schreibe. Also ich glaube in Österreich sind häufig die Autoren sehr, sehr erfolgreich, die auch so ein bisschen österreichisches Flair mit reinbringen und das mach ich halt selten. Aber ich bin in Österreich auch erfolgreich, aber ich glaube in Deutschland noch eine Ecke erfolgreicher.
Haben Sie bestimmte Methoden die Spannung aufrechtzuerhalten und neue Wendungen zu erzielen?
Bestimmte Methoden, ja. Ich versuche möglichst immer nur so viel zu verraten, dass man der Geschichte gut folgen kann, aber unbedingt auch wissen will, wie es weiter geht. Also ich stelle meistens irgendwelche Geheimnisse in den Raum, wo man dann schon gerne wissen möchte, wie sie sich auflösen. Ich glaube, daraus bezieht sich der Großteil der Spannung, dass man wissen möchte, was hinter der Geschichte steckt, die sich da gerade abspielt.
Steht eines Ihrer Bücher in Diskussion für eine Verfilmung?
Ja, in Diskussion stehen sogar, ich weiß jetzt gar nicht wie viele im Moment, aber mindestens zwei. Ob da was draus wird, weiß man aber wirklich immer erst, wenn es soweit ist. Das heißt, nur weil eine Filmfirma sich jetzt mal die Rechte gesichert hat, heißt das noch lange nicht, dass wirklich was draus wird.
Welche Bücher stehen denn zu Diskussion?
Also es ist die Trilogie und Erebos optioniert, das heißt also, dass eben eine Filmfirma die Hand drauf hat und sich den Stoff jetzt mal gesichert hat für eine gewisse Zeit, für eineinhalb, zwei Jahre und das die jetzt versuchen, was auf die Beine zu stellen. Aber man weiß halt einfach nie, ob es wirklich dazu kommt; ob da genug Geld zustande kommt. Das ist in der Filmbranche noch viel schwieriger als in der Buchbranche. Da hängt an den Projekten viel mehr dran und das ist natürlich viel teurer und das ist eben immer die Frage, ob sich genug Sponsoren finden und Leute, die da mit reinzahlen. Da ist es häufig auch so, dass sich da Fernsehsender mit Geld dran beteiligen und andere Filmunternehmen – also das ist sehr, sehr kompliziert, ich durchschau das auch nicht so richtig.
Gibt es einen Roman, von dem Sie besonders gerne hätten, dass er verfilmt wird?
Ich fänd es toll, wenn die Trilogie verfilmt werden würde. Da hätte ich Spaß dran.
Fast alle Ihre Bücher sind aus einer männlichen Perspektive geschrieben außer Eleria und Fünf. Wieso und wieso ist es bei diesen beiden Reihen anders?
Es ist einfach so, dass ich das gar nicht so plane. Ich sag nicht: „Ach, aber diesmal muss es jetzt unbedingt ein Junge sein oder es muss unbedingt ein Mädchen sein“, sondern wenn ich die Idee hab, kommt meistens schon auch so eine Idee zum Protagonisten oder zur Protagonistin mit. Die kommt irgendwie so im Gepäck der Idee mit und dann übernehme ich das auch meistens. Also wenn ich das Gefühl hab, da passt jetzt ein Junge einfach besser rein in die Gesichte, dann lass ich das auch dabei und überleg mir nicht, könnt ich da auch ein Mädchen draus machen, sondern das mache ich wirklich so nach Bauchgefühl und danach, was ich glaube, das für die Gesichte einfach besser passt.
Was schreiben Sie lieber und was fällt Ihnen leichter?
Da gibt es keinen großen Unterschied, glaube ich. Ich finde beides interessant. Es ist ja eher so, also man schreibt ja dann auch häufig Charaktere, die jetzt auch von der Art, wie sie handeln oder wie sie denken doch ein wenig unterschiedlich sind und nicht so wie ich. Da ist es dann relativ egal, ob das ein Junge oder ein Mädchen ist. Ich glaube, soweit kann ich mir das schon vorstellen oder so weit reicht auch meine Fantasie, dass ich da soweit umdenken kann, dass das klappt. Also ich finde es jetzt nicht so schwierig Jungs zu schreiben.
Die meisten Ihrer Bücher sind mit einem Buch abgeschlossen. Eleria-Trilogie und Fünf nicht, warum?
Also bei der Eleria-Trilogie war es einfach so, dass die Geschichte zu umfangreich war, um daraus nur ein Buch zu machen, dann hätte ich sie sehr stauchen und sehr zusammenquetschen müssen und das wollte ich einfach nicht. Also im Prinzip ist es ja so, dass da die Geschichte die Form diktiert. Also wenn das eine sehr große Geschichte ist, dann packt man sie halt in mehrere Bände und das war bei der Trilogie so. Und bei den Krimis ist es eben einfach so, dass es eine Reihe ist, wo das zwar immer einzelne Fälle sind, also es ist keine Serie, es ist nicht so eine zusammenhängende Geschichte, sondern es sind einzelne Fälle, die zwar immer von dem gleichen Ermittlerduo gelöst werden, aber es ist jetzt in dem Sinn kein Mehrteiler, sondern es ist eine Reihe, das ist so ein bisschen der Unterschied.
Wieso haben Sie sich bei Eleria für eine Dystopie entschieden?
Weil ich diese zwei sehr getrennten Welten gebraucht hab. Also im Prinzip zwei Gruppen, die zwar rein geographisch nah bei einander wohnen, aber sich trotzdem nie begegnen. Also die einen, die ja in diesen Sphären leben und eigentlich nie raus gehen und die anderen die in diese Sphären nie reinkommen, sondern draußen in der Wildnis herumlaufen. Und das hätte ich jetzt so in der Realität eigentlich nicht gefunden. Also, dass man sich eigentlich nie begegnet und wenn dann knallt es immer ganz furchtbar. Und daher habe ich mir gedacht, wenn ich das so haben will, muss ich halt entweder eine Fantasywelt machen oder ich muss eine dystopische Welt machen und dann hab ich mich für die Dystopie entschieden und ich glaube das war auch für die Geschichte besser als Fantasy. Es hat besser dazu gepasst.
Was haben Sie noch für Bücher geplant?
Also momentan schreibe ich gerade das nächste Jugendbuch fertig und dann kommt das nächste Buch zusammen mit Arno Strobel, mit dem schreibe ich auch gemeinsam Thriller, und dann werde ich wahrscheinlich wieder einen Krimi für Erwachsene schreiben.
Können Sie schon verraten, worum es in Ihrem neuen Jugendbuch gehen wird?
Das ist diesmal ein bisschen schwieriger. Bei Elanus war das ganz einfach zu sagen: Drohne. Beim nächsten ist es nicht ganz so simpel, da es nicht das eine Ding gibt, das im Zentrum des Geschehens steht, aber ich würde sagen, es ist diesmal wirklich ein Psychothriller für Jugendliche. Es ist der erste relativ klassische Psychothriller, den ich im Jugendbuch schreibe. Das macht auch Spaß zu schreiben. Es ist nett – also nicht nett, aber beim Schreiben ist es auch spannend.
Haben Sie ein Lieblingsbuch?
Nicht so wirklich. Es gibt so viele verschiedene Bücher, die mir sehr, sehr gut gefallen, ich kann nicht so wirklich eins rausnehmen, wo ich sag, das ist das Buch schlecht hin oder das Buch, das mir am allerbesten gefällt. Ich glaub, dass liegt auch daran, dass Bücher sich so schwer vergleichen lassen. Es gibt so viele unterschiedliche Genres; ich finde es schwierig jetzt einen historischen Roman mit einem Krimi zu vergleichen, zum Beispiel. Also ich hab nicht so das eine Lieblingsbuch, das alle toppt. Ich hatte allerdings ein dezidiertes Lieblingsbuch, als ich so zwischen zwölf und zweiundzwanzig war und das war der Herr der Ringe. Also den habe ich nach hinten und vorne, sicherlich zehn, zwanzig Mal gelesen. Das war damals ganz klar mein Lieblingsbuch. In der Zwischenzeit hat sich das ein bisschen mehr aufgeteilt auf sehr viele verscheidene und ganz unterschiedliche Bücher.
Wenn Sie sich zischen Harry Potter und Game of Thrones entscheiden müssten, für welches würden Sie sich entscheiden und warum?
Oh, das ist schwierig. Ich fand die beide wirklich sehr, sehr, sehr gut. Wirklich toll. Wahrscheinlich würde ich mich für Harry Potter entscheiden, weil ich da den Plot durchdachter finde. Der ist so geschickt aufgezogen und da sind die Überraschungen so toll versteckt. Ich glaube, ich würde mich für Harry Potter entscheiden, aber schweren Herzens, weil ich Game of Thrones auch fantastisch finde.
Vanessa Johns, 17 Jahre